Ein buntes Drecksnest?

Am Samstag (23.11.2013) ist die selbstverordnete Pause der rassistischen „Bürgerinitiative gegen ein Asylheim am Zaschberg“ vorerst vorüber. Die Nazis, (entschuldigung, ich meinte natürlich die besorgten Bürgernazis, oder doch Nazibürger?) rufen ihre rassistischen Gesinnungsgenossen aus dem Bundesgebiet ab 15:00 Uhr zu einer Kundgebung mit anschließendem Fackelmarsch durch Pohlitz auf. Ein „zweites Schneeberg“ wollen sie veranstalten und ihre seit September betriebene Hetzkampagne auf die Straße bringen.
Nicht mit uns! Bereits am 09.11.13 zeigte ein antirassistische Demonstration in Greiz, mit ca. 500 Teilnehmer_innen, was sie von der Situation in Greiz hält und brachte ihre Solidarität mit den Flüchtlingen und ihre Kritik an den Zuständen im Landkreis Greiz zu gehör. Im Vor- und Nachgang gab es, neben den üblichen Anfeindungen der Rassist_innen, offizielen der Stadt und der Behörden (die sich als völlig haltlos erwiesen, wer hätte das gedacht?) auch massive Kritik aus der sogenannten „Bürgerlichen Mitte“. Die Solidarität mit den Flüchtlingen und die Kritik am Umgang mit selbigen traten, wiedereinmal, in den Hintergrund. Dafür wurde kräftig mit der Extremismuskeule um sich geschlagen und rechts, links und alles was sonst noch irgendwie anders ist in einen Topf geworfen. Warum? Wegen dem Ansehen der Stadt und der Außenwirkung. Nicht das hinterher noch jemand denkt, hier würde es Nazis und Rassisten geben, die sind ja schließlich alle „improtiert“ (so die OTZ). Schnöder Lokalpatriotismus statt Solidarität.
Deshalb rufen wir alle auf, am Samstag ab 15:00 zur Kundgebung in der Gerhardt-Hauptmann-Straße (vor dem Rewe) zu kommen. Für Solidarität mit den Flüchtlingen und eine Verbesserung von Unterbringung und Versorgung, Bleiberecht und Bewegungsfreiheit für ALLE, gegen institutionelle Diskriminierung, rassistische Hetze, Lokalpartiotismus, Standort- und Extremismusgeschwafel!
Wir sehen uns Samstag!

PS: Der Fackelmarsch wurde gestern auf eine stationäre Kundgebung reduziert (Stand: 20.11.)
Edit: Nach derzeitigem Stand (22.11.) sieht es so aus, als dürften die kleinen Lichter mit ihren Fackeln doch losziehen. Kommt Alle!
PPS: Nachfolgende noch der Aufruf und die Einschätzungen der Antifaschistischen Gruppen des Vogtlands (agv):
„Am kom­men­den Sams­tag dem 23. No­vem­ber 2013 pla­nen ras­sis­ti­sche Bür­ger_in­nen und Neo­na­zis einen über­re­gio­na­len Fa­cke­lauf­marsch gegen eine Flücht­lings­un­ter­kunft in Greiz.

Seit meh­re­ren Mo­na­ten spries­sen so­ge­nann­te „Bür­ger­initia­ti­ven“ in ver­schie­de­nen Städ­ten Deutsch­lands aus dem Boden und lau­fen gegen neu ent­ste­hen­de Un­ter­künf­te von Ge­flüch­te­ten Sturm, so auch seit An­fang Sep­tem­ber im Wo­chen­takt in Greiz. Ähn­lich wie in Ber­lin-​Hel­lers­dorf und an­ders­wo ste­hen hin­ter der „Grei­zer Bür­ger­initia­ti­ve gegen ein Asyl­heim am Zasch­berg“ auch or­ga­ni­sier­te Neo­na­zis aus der Re­gi­on. Be­tei­lig­ten sich an den ver­gan­ge­nen Auf­ämr­schen der Grup­pe im Schnitt bis zu 100 Per­so­nen vor­wie­gend aus dem Vogt­land, so mo­bi­li­siert die Bür­ger­initia­ti­ve zum Wo­chen­de nun bun­des­weit ihre An­hän­ger.
Die In­itia­to­ren selbst rufen zu einem zwei­ten Schnee­berg auf, wo in den letz­ten Wo­chen 40km von Greiz ent­fernt drei so­ge­nann­te „Lich­tel­läu­fe“ mit bis zu 1800 Bür­ger_in­nen, Neo­na­zis und Ras­sis­t_in­nen statt­ge­fun­den haben. Ähn­lich wie letz­te Woche in Sach­sen, soll auch am kom­men­den Sams­tag in Greiz im Fa­ckel­schein der selbst­er­nann­te deut­sche Volks­wil­le auf die Stra­ße ge­tra­gen wer­den.

Wir als An­ti­ras­sis­tin­nen und An­ti­ras­sis­ten, An­ti­fa­schis­tin­nen und An­ti­fa­schis­ten aus den un­ter­schied­lichs­ten Zu­sam­men­hän­gen schau­en die­sem ras­sis­ti­schem Trei­ben nicht län­ger zu. Wir wen­den uns gegen ras­sis­ti­sche Nor­mal­zu­stän­de in­ner­halb die­ser Ge­sell­schaft auf allen Ebe­nen. Als Re­ak­ti­on auf die ras­sis­ti­schen An­fein­dun­gen der letz­ten Wo­chen und auf die auch in Greiz ver­an­ker­te in­sti­tu­tio­nel­le Dis­kri­mi­nie­rung de­mons­trier­ten be­reits am 9. No­vem­ber über 500 An­ti­fa­schis­t_in­nen unter dem Motto „Po­gro­me ver­hin­dern, bevor sie ent­ste­hen“ durch Greiz. Im Vor­feld und da­nach ver­such­ten so­wohl Ver­wal­tung, Ord­nungs­be­hör­den als auch Lo­kal­pres­se gegen die De­mons­tra­ti­on Stim­mung zu ma­chen und be­dien­ten sich dabei immer wie­der der Ex­tre­mis­mus-​Theo­rie, stell­ten jene, die sich mit den Flücht­lin­gen so­li­da­ri­sier­ten auf eine Stufe mit den Ras­sis­ten und be­müh­ten sich darum Na­zi­geg­ner_in­nen in „die gute Mitte“ und ver­meint­lich linke Schmud­del­kin­der aus­ein­an­der zu di­vi­die­ren. Damit tra­gen jene Ver­ant­wor­tungs­trä­ger_in­nen genau zu solch einem Klima bei, dass durch stän­di­ges Ver­harm­lo­sen und Rechts-​Links-​Gleich­set­zen be­reits in den 90er Jah­ren das Er­star­ken rech­ter Struk­tu­ren be­för­der­te. Auch wird der so­ge­nann­ten ge­sell­schaft­li­chen Mitte jede Ver­ant­wor­tung für z.B. ras­sis­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung und Ge­walt ab­ge­spro­chen, ob­wohl doch ge­ra­de Un­ter­su­chun­gen wie der Thü­rin­gen Mo­ni­tor be­le­gen dass die Mitte ein ent­schei­den­der Teil des Pro­blems ist, wenn 49% der Thü­rin­ger_in­nen die An­sicht ver­tre­ten, Deutsch­land sei in einem „ge­fähr­li­chen Maße“ über­frem­det. Auch die „Bür­ger­initia­ti­ve“ selbst stieß in das Horn und ver­such­te in Greiz Panik vor an­geb­lich brand­schat­zen­den Ran­da­lie­ren zu ver­brei­ten, wel­che die Stadt in Schutt und Asche legen wür­den. Wäh­rend die „Bür­ger­initia­ti­ve“ heim­lich Fotos von Flücht­lin­gen bei deren An­rei­se zum Heim mach­te und an­schlie­ßend im In­ter­net zur Schau stell­te rie­fen die An­hän­ger der BI offen zur Ge­walt gegen An­ti­fa­schis­t_in­nen auf und for­der­ten mehr­fach un­ge­stört auf der Face­book Seite der Grup­pe, diese an die Wand zu­stel­len und zu er­schie­ßen.
Ho­yers­wer­da, Ros­tock-​Lich­ten­ha­gen oder ost­thüh­rin­ger Hin­ter­land, spä­tes­tens seit den ras­sis­ti­schen Po­gro­men An­fang der der Neun­zi­ger Jahre soll­te jedem klar sein, dass Ras­sis­t_in­nen ihren Wor­ten Taten fol­gen las­sen. Über 70 Auf­mär­sche gegen Flücht­lings­un­ter­künf­te in die­sem Jahr, meh­re­re Dut­zend An­grif­fe auf Flücht­lings­un­ter­künf­te und al­lei­ne acht Brand­an­schlä­ge in den letz­ten 12 Wo­chen ma­chen das enor­me Es­ka­la­ti­ons­po­ten­ti­al deut­lich. Das kon­ti­nu­ier­li­che Zu­sam­men­wir­ken zwi­schen mi­li­tan­ter rech­ter Szene und ver­meint­lich ganz nor­ma­len Bür­gern führ­te in den letz­ten Mo­na­ten immer wie­der vor Augen, dass Ras­sis­mus ein ge­samt­ge­sell­schaft­li­ches Pro­blem ist. Die Fa­ckel­trä­ger am Sams­tag sind nur der eine Teil, nicht we­ni­ger per­vers ist die Auf­rüs­tung zur „Fes­tung Eu­ro­pa“, die Ab­schot­tung vor den Ge­flüch­te­ten und deren re­gel­mä­ßi­ge Ab­schie­bung. Die je­ni­gen, die es zu­min­dest bis hier nach Greiz und an­ders­wo ge­schafft haben, wer­den dann noch mit ras­sis­ti­scher Kon­troll­pra­xis, mit Gut­schein-​Sys­te­men oder mit ent­wür­di­gen­den „Ge­mein­schafts­un­ter­künf­ten“ schi­ka­niert oder be­kom­men auch von po­li­ti­scher Seite immer wie­der zu hören, dass sie nur „un­zu­mut­ba­re Be­las­tun­gen“ seien. Unser Pro­test rich­tet sich daher auch gegen jene Ver­ant­wor­tungs­trä­ger wie bei­spiels­wei­se die Grei­zer Lan­drä­tin, wel­che we­ni­ge Tage vor dem Fa­ckel­marsch am Sams­tag be­müht war, cou­ra­gier­ten Men­schen, die den Flücht­lin­gen in Pohlitz Klei­dung und Spiel­zeug brin­gen woll­ten mit einer Art Haus­ver­bot den Zu­tritt zur Un­ter­kunft zu ver­weh­ren. Wir so­li­da­ri­sie­ren uns mit den Flücht­lin­gen und wer­den uns dabei auch nicht ein­schrän­ken las­sen! Das Pro­blem heisst Ras­sis­mus!

Des­we­gen, am Sams­tag dem 23. No­vem­ber 2013 auf nach Greiz!
Treff­punkt: 15 Uhr Kund­ge­bung in der Ger­hardt-​Haupt­man-​Stra­ße vor dem Rewe (nahe Flücht­lings­heim am Zasch­berg)
Blei­be­recht für Alle! Re­fu­gees wel­co­me, bring your Fa­mi­lys!“
Weitere Infos: Antifaschistische Gruppen des Vogtlands